Das 20. Jahrhundert brachte bedeutende Entwicklungen und Paradigmenwechsel in der DenkmalpflegeDenkmalpflege Englisch: Monument preservation Französisch: Conservation des monuments Italienisch: Conservazione dei monumenti Latein: Monumentorum cura Wissenschaftliche und praktische Maßnahmen zur Erhaltung und Pflege von Kulturdenkmalen. Denkmalpflege – Wikipedia mit sich. Diese Zeit war geprägt von neuen theoretischen Ansätzen, technologischem Fortschritt und internationalen Kooperationen.
1. Kritische Auseinandersetzung mit Restaurierungen
Im frühen 20. Jahrhundert fand eine intensive Diskussion über den Umgang mit historischen Bauten statt. Die Kritik am Restaurierungsstil des 19. Jahrhunderts, der oft auf eine „Vervollkommnung“ des ursprünglichen Zustands abzielte, führte zu einer Abkehr von der sogenannten „stilgerechten RestaurierungRestaurierung Englisch: Restoration Französisch: Restauration Italienisch: Restauro Latein: Restauratio Maßnahmen zur Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands eines Denkmals. Restaurierung – Wikipedia“.
- Alois Riegl (1858–1905): Begründer der modernen Denkmaltheorie. In seinem Werk „Der moderne Denkmalkultus“ führte er den Begriff des „Alterswerts“ ein, der die Würde des Verfalls und die Bedeutung der Patina betont.
- Georg Dehio (1850–1932): Verfechter des Prinzips „Konservieren, nicht restaurieren“. Er argumentierte, dass die Authentizität eines Denkmals wichtiger sei als dessen ästhetische Wiederherstellung.
2. Die Charta von VenedigCharta von Venedig Englisch: Venice Charter Französisch: Charte de Ven (1964)
Die Verabschiedung der Charta von Venedig durch den Internationalen Rat für Denkmalpflege (ICOMOS) markierte einen Meilenstein in der Denkmalpflege. Sie legte universelle Leitlinien für den Umgang mit historischen Bauten und Stätten fest:
- Betonung der Authentizität und Integrität von Denkmälern.
- Forderung nach wissenschaftlich fundierten Restaurierungen.
- Ablehnung jeglicher Rekonstruktion, die nicht durch gesicherte Befunde belegt ist.
3. Einfluss der Moderne
Die moderne Architekturbewegung des 20. Jahrhunderts beeinflusste die Denkmalpflege:
- Le Corbusier und andere Architekten der Moderne betrachteten historische Bauten zunehmend auch als Inspirationsquelle für innovative Entwürfe.
- Denkmalpflege und Stadtplanung: Der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg brachte neue Herausforderungen mit sich, insbesondere bei der Integration historischer Bauten in moderne Stadtstrukturen.
Beispiele:
- Rekonstruktion von Altstädten wie in Warschau (UNESCO-Weltkulturerbe).
4. Nachkriegszeit: Wiederaufbau und Denkmalpflege
Nach dem Zweiten Weltkrieg lag der Fokus auf dem Wiederaufbau zerstörter Städte. In Deutschland war die Denkmalpflege eine zentrale Säule des Wiederaufbaus:
- Kölner Dom: Während des Krieges beschädigt, wurde er in den 1950er Jahren umfassend restauriert.
- Frauenkirche Dresden: Jahrzehnte später als Symbol des Versöhnungswillens wiederaufgebaut.
5. Nachhaltigkeit in der Denkmalpflege
Ab den 1970er Jahren wurde die nachhaltige Nutzung von Denkmälern ein wichtiges Thema:
- Adaptive Reuse: Historische Gebäude wurden an neue Nutzungen angepasst, um sie langfristig zu erhalten (z. B. ehemalige Industriegebäude als Museen oder Wohnungen).
- Betonung der ökologischen Vorteile von Denkmalpflege durch Ressourcenschonung.