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Ägyptische Kunst (ca. 3000 v. Chr. – 30 v. Chr.)

Ägyptische Kunst (ca. 3000 v. Chr. – 30 v. Chr.): Epochen, Stile und Zeiten

Die ägyptische Kunst erstreckt sich über eine der längsten Zeitperioden der Menschheitsgeschichte und zeigt eine bemerkenswerte Kontinuität in Stil und Funktion. Sie ist eng mit der Religion, der politischen Struktur und dem Glauben an das Jenseits verbunden. Jede Epoche brachte jedoch auch charakteristische Entwicklungen und Innovationen hervor, die sie von anderen unterscheidbar machen.


1. Epochen und Zeitliche Einteilung der Ägyptischen Kunst

Frühdynastische Zeit (ca. 3100 – 2686 v. Chr.)

  • Merkmale:
    • Entwicklung grundlegender künstlerischer und architektonischer Prinzipien.
    • Erste Darstellungen von Göttern und Königen.
  • Hauptwerke:
    • Narmer-Palette, ein Symbol für die Vereinigung Ober- und Unterägyptens.
    • Frühe Mastaba-Gräber.

Altes Reich (ca. 2686 – 2181 v. Chr.)

  • Merkmale:
    • Blütezeit monumentaler Architektur, darunter die Pyramiden von Gizeh.
    • Kunst dient der Verewigung des Königs und der Vorbereitung auf das Jenseits.
    • Kanonische Darstellung von Figuren mit festen Proportionen.
  • Hauptwerke:
    • Große Sphinx von Gizeh.
    • Statuen von Pharao Chephren und Pharao Mykerinos.

Erste Zwischenzeit (ca. 2181 – 2055 v. Chr.)

  • Merkmale:
    • Politische Instabilität führte zu weniger monumentalen Werken.
    • Kunst wurde regionaler und individueller.

Mittleres Reich (ca. 2055 – 1650 v. Chr.)

  • Merkmale:
    • Wiedererstarken der zentralen Macht und Verfeinerung der Kunst.
    • Fokus auf Realismus in der Darstellung von Individuen, insbesondere Porträts.
  • Hauptwerke:
    • Holzmodelle von Alltagszenen in Gräbern.
    • Statuen von Sesostris III., die Emotionen und Individualität zeigen.

Zweite Zwischenzeit (ca. 1650 – 1550 v. Chr.)

  • Merkmale:
    • Einfluss der Hyksos auf Kunst und Architektur.
    • Kulturelle Vermischung sichtbar in Waffen und Schmuck.

Neues Reich (ca. 1550 – 1070 v. Chr.)

  • Merkmale:
    • Höhepunkt der ägyptischen Kunst und Architektur.
    • Tempelkunst und monumentale Reliefs zur Verherrlichung der Götter und Pharaonen.
    • Einführung des Amarna-Stils unter Pharao Echnaton.
  • Hauptwerke:
    • Tempel von Karnak und Luxor.
    • Büste der Nofretete (Amarna-Stil).
    • Grab des Tutanchamun mit reichhaltigen Kunstwerken.

Dritte Zwischenzeit (ca. 1070 – 664 v. Chr.)

  • Merkmale:
    • Fragmentierung der politischen Macht.
    • Rückkehr zu traditionellen Stilen, jedoch mit regionalen Variationen.
  • Hauptwerke:
    • Kleinstatuen und Schmuckstücke.

Spätzeit (ca. 664 – 332 v. Chr.)

  • Merkmale:
    • Wiederaufnahme alter Traditionen und gleichzeitige Einflüsse ausländischer Herrscher wie den Persern.
    • Wiedererstarken der Monumentalkunst.
  • Hauptwerke:
    • Restaurierungen älterer Monumente.
    • Religiöse Kunst mit starker Symbolik.

Griechisch-Römische Zeit (ca. 332 – 30 v. Chr.)

  • Merkmale:
    • Hellenistische und römische Einflüsse vermischen sich mit ägyptischen Traditionen.
    • Neue Darstellungsformen in Porträts und Tempelkunst.
  • Hauptwerke:
    • Tempel von Dendera und Edfu.
    • Fajum-Porträts (realistische Totenporträts).

2. Stile der Ägyptischen Kunst

Symbolismus und Funktionalität

  • Kunstwerke waren keine realistischen Darstellungen, sondern dienten religiösen und symbolischen Zwecken.
  • Der Pharao wurde als göttlich dargestellt, mit idealisierten Proportionen und Symbolen seiner Macht.

Strikte Kanonisierung

  • Figuren wurden nach festen Regeln gestaltet:
    • Kopf und Beine im Profil, Brust und Augen frontal.
    • Hierarchische Proportionen: Wichtige Personen wurden größer dargestellt als andere.

Innovation im Neuen Reich

  • Einführung des Amarna-Stils unter Echnaton:
    • Natürliche und dynamische Darstellungen von Figuren.
    • Fokus auf intime Familienszenen und Abkehr von strenger Symmetrie.

Materialien

  • Verwendung von Naturstein (Kalkstein, Granit, Sandstein) für Architektur und Skulpturen.
  • Edelmetalle und Halbedelsteine für Schmuck und Grabbeigaben.

3. Zeiten und Kulturelle Kontexte

Einfluss von Religion

  • Kunst war eng mit der Verehrung der Götter und der Vorbereitung auf das Jenseits verbunden.
  • Tempel und Gräber waren Hauptschauplätze künstlerischer Tätigkeit.

Politische Macht

  • Die Entwicklung der Kunst korrespondierte oft mit der Stärke der Zentralmacht.
  • Monumentalbauten wie Pyramiden und Tempel symbolisierten die göttliche Legitimation der Herrscher.

Handwerk und Werkstätten

  • Werkstätten waren zentral organisiert, mit spezialisierten Handwerkern für verschiedene Materialien und Techniken.
  • Zünfte und Kasten bestimmten die Arbeitsweise und den Zugang zu bestimmten Kunstformen.

Zusammenfassung

Die ägyptische Kunst entwickelte sich über Jahrtausende in einem bemerkenswerten Spannungsfeld zwischen Kontinuität und Innovation. Ihre Symbolik und Funktionalität blieben über alle Epochen hinweg zentral, doch regionale und zeitliche Unterschiede führten zu einer reichen Vielfalt an Stilen und Ausdrucksformen. Von den Pyramiden des Alten Reiches bis zu den Fajum-Porträts der römischen Zeit bleibt die ägyptische Kunst ein beeindruckendes Zeugnis der kulturellen und religiösen Welt der Antike.


Weiterführende Links und Literatur

Empfohlene Literatur

  1. Arnold, Dieter: “Die Tempel Ägyptens”
    ISBN: 978-3534162540.
  2. Robins, Gay: “The Art of Ancient Egypt”
    ISBN: 978-0674030657.
  3. Wilkinson, Richard H.: “The Complete Gods and Goddesses of Ancient Egypt”
    ISBN: 978-0500051207.

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