Thomas Heisig

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Griechische Kunst (ca. 800 v. Chr. – 146 v. Chr.)

Die Entwicklung der Griechischen Kunst: Von den Anfängen bis zum Hellenismus

Die griechische Kunst ist eine der einflussreichsten kulturellen Leistungen der Antike und spiegelt die gesellschaftlichen, religiösen und politischen Entwicklungen des griechischen Kulturraumes wider. Um ihre Entstehung und Blütezeit (ca. 800 v. Chr. – 146 v. Chr.) zu verstehen, ist ein Blick auf ihre Vorläufer in der Kykladen-, minoischen und mykenischen Kultur unerlässlich. Diese frühen Kulturen legten die Grundlage für die späteren künstlerischen Ausdrucksformen des antiken Griechenlands.

Die Phasen der mykenischen Kultur:

  • Frühmykenisch = Mykenisch I: ca. 1600–1525/00 v. Chr.
  • Mittelmykenisch = Mykenisch II: ca. 1525/00–1400 v. Chr.
  • Spätmykenisch = Mykenisch III: ca. 1400–1050 v. Chr., wird unterteilt in
    • Mykenisch III A: ca. 1400–1340/15 v. Chr.
    • Mykenisch III B: ca. 1340/15–1190 v. Chr.
    • Mykenisch III C: ca. 1190–1050 v. Chr.

Zeitliche Ordnung


1. Die Vorzeit: Die Ursprünge der Griechischen Kunst

Kykladische und Minoische Kunst

  • Kykladische Kultur (ca. 3000 – 2000 v. Chr.):
    • Abstrakte Marmorstatuetten und geometrische Muster sind charakteristisch.
    • Diese Werke hatten kultische oder religiöse Funktionen und zeigen eine frühe Auseinandersetzung mit der menschlichen Form.
  • Minoische Kunst (ca. 2000 – 1450 v. Chr.):
    • Bekannt für farbenfrohe Fresken, wie jene aus Knossos, die Szenen aus Natur und Religion zeigen.
    • Die Palastarchitektur und die dynamische Darstellung von Bewegung prägten später die griechische Kunst.

Mykenische Kunst (ca. 1600 – 1100 v. Chr.)

  • Monumentale Architektur wie das Löwentor in Mykene und goldene Grabmasken zeigen Macht und Reichtum.
  • Die mykenische Kultur beeinflusste die spätere geometrische Kunst durch ihre klare Linienführung und narrativen Szenen.

2. Die Formierung der Griechischen Kunst

Geometrische Periode (ca. 900 – 700 v. Chr.)

  • Diese Zeit markiert den Übergang von der mykenischen zur klassischen griechischen Kunst.
  • Keramik:
    • Geometrische Muster und erste figürliche Darstellungen auf Vasen.
  • Lokale Traditionen:
    • Die Kunst war stark lokal geprägt und eng mit den individuellen Kulteinrichtungen der Polis verbunden.

Archaische Periode (ca. 700 – 500 v. Chr.)

  • Vasenmalerei:
    • Die schwarzfigurige Technik wurde entwickelt und zeigt Szenen aus Mythologie und Alltag.
  • Skulptur:
    • Die ersten Kouroi (männliche Statuen) und Korai (weibliche Statuen) entstanden, die idealisierte menschliche Körper zeigten.
  • Architektur:
    • Tempel mit dorischen und ionischen Ordnungen entstanden, etwa das Heraion von Samos.

3. Klassische Periode (ca. 500 – 323 v. Chr.)

Die klassische Kunst repräsentiert die Blütezeit der griechischen Kultur und steht für Harmonie, Idealismus und technische Perfektion.

  • Skulptur:
    • Werke wie der „Diskuswerfer“ (Myron) und die Parthenon-Skulpturen (Phidias) sind Ausdruck der idealisierten menschlichen Form.
    • Verwendung von Kontrapost, um natürliche Körperhaltungen darzustellen.
  • Architektur:
    • Monumentale Bauten wie der Parthenon in Athen vereinen technische Meisterschaft und symbolische Bedeutung.
  • Kleinkunst und Töpferkunst:
    • Figuren und Gefäße zeigen mythologische Szenen, die die religiösen und sozialen Werte der Zeit illustrieren.

4. Hellenistische Periode (ca. 323 – 146 v. Chr.)

Nach den Eroberungen Alexanders des Großen verbreitete sich die griechische Kunst in einem weitreichenden Kulturraum von Ägypten bis nach Indien.

  • Merkmale:
    • Stärkere Emotionalität und Individualität in der Darstellung, z. B. in der „Laokoon-Gruppe“.
    • Szenen aus dem Alltag und Porträts wurden beliebter.
  • Architektur:
    • Monumentalbauten wie der Pergamonaltar zeigen dramatische Reliefs und korinthische Säulenordnungen.
  • Globale Ausstrahlung:
    • Griechische Kunst wurde in neuen kulturellen Kontexten aufgenommen und transformiert.

5. Lokale und gesellschaftliche Prägungen

Die griechische Kunst entwickelte sich als Ausdruck der Polis, der politischen und religiösen Gemeinschaft der Griechen. Lokale Kulte und Traditionen beeinflussten die Kunst stark, führten jedoch auch zu regionalen Unterschieden. Während einige Zentren konservativ blieben, wurden andere Orte zu treibenden Kräften des Fortschritts. Diese ständige Wechselwirkung zwischen Innovation und Tradition prägte die Vielfalt der griechischen Kunst.


6. Vermächtnis der Griechischen Kunst

Die griechische Kunst prägte die römische und später die europäische Kunstgeschichte tiefgreifend. Elemente wie die dorischen und ionischen Säulenordnungen, das Streben nach Harmonie und die Betonung des menschlichen Körpers fanden in der Renaissance und im Klassizismus eine Wiederbelebung. Sie bleibt bis heute ein Maßstab für Schönheit und künstlerische Leistung.


Zusammenfassung

Die griechische Kunst entwickelte sich aus der Verbindung von Vorzeit und Antike zu einem der bedeutendsten kulturellen Erben der Menschheit. Von ihren Ursprüngen in der Kykladen- und minoischen Kultur über die Blütezeit der klassischen Periode bis zur Ausstrahlung des Hellenismus zeigt sie eine kontinuierliche Entwicklung, die stark von lokalen und globalen Einflüssen geprägt war. Ihr Vermächtnis ist ein lebendiger Bestandteil der modernen Kunst und Architektur.


Weiterführende Links und Literatur

Empfohlene Literatur

  1. Gombrich, E. H.: “The Story of Art”
    ISBN: 978-0714832470.
  2. Pollitt, Jerome J.: “Art and Experience in Classical Greece”
    ISBN: 978-0521096621.
  3. Boardman, John: “Greek Art”
    ISBN: 978-0500202920.

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