Brunierung – Technik, Anwendung und Bedeutung in der Vergoldung und RestaurierungRestaurierung Englisch: Restoration Französisch: Restauration Italienisch: Restauro Latein: Restauratio Maßnahmen zur Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands eines Denkmals. Restaurierung – Wikipedia
📌 Definition und Überblick
Die Brunierung bezeichnet in der Kunsthandwerk- und Restaurierungspraxis eine traditionelle Technik, mit der vergoldeten Oberflächen ein intensiver, metallischer Glanz verliehen wird. Dabei wird die zuvor mit Blattgold belegte Oberfläche durch Polieren mithilfe spezieller Werkzeuge mechanisch verdichtet und auf Hochglanz gebracht. Brunierte Vergoldungen zeichnen sich durch besondere Brillanz und Langlebigkeit aus und gelten als handwerklich und ästhetisch besonders anspruchsvoll.
🛠️ Technische Durchführung der Brunierung
Die Brunierung erfolgt typischerweise im Rahmen der sogenannten Polimentvergoldung, einer traditionellen, aufwendigen Vergoldungstechnik. Dabei durchläuft das Objekt mehrere Arbeitsschritte:
1. Vorbereitung des Untergrunds
- Zunächst erhält die Oberfläche eine sorgfältige Grundierung (meist aus Kreide-Leim-Grund).
- Anschließend wird ein sogenanntes Poliment aufgetragen, bestehend aus feinster Tonerde (Bolus, meist rot, gelb oder schwarz) und Leim.
- Nach dem Trocknen wird das Poliment mit einem feinen Tuch oder Pinsel sanft geglättet.
2. Auflegen des Blattgoldes
- Das hauchdünne Blattgold wird mit speziellen Pinseln („Anschießer“) auf das leicht angefeuchtete Poliment aufgebracht.
- Dabei haftet das Gold aufgrund der minimalen Restfeuchte des Poliments.
3. Brunieren (Polieren)
- Nach dem Trocknen der Goldauflage wird die Oberfläche mit speziellen Brunierwerkzeugen, meist aus Achat oder anderen Halbedelsteinen, durch sanften Druck poliert.
- Dieser Prozess verdichtet das Gold mechanisch, verstärkt die Haftung auf dem Poliment und erzeugt die charakteristisch glänzende, spiegelnde Oberfläche.
🎯 Brunierwerkzeuge und Materialien
Zur Brunierung kommen hauptsächlich sogenannte Achatsteine (auch Bruniersteine) zum Einsatz. Diese speziell geformten Werkzeuge bestehen aus poliertem Achat, einem Halbedelstein mit hoher Oberflächenhärte. Achat-Bruniersteine sind in unterschiedlichen Formen erhältlich, um sämtliche Details einer Vergoldung optimal bearbeiten zu können. Die Wahl des richtigen Bruniersteins ist entscheidend für das gewünschte Resultat und hängt von der Form und Komplexität der zu vergoldenden Oberfläche ab.
🌟 Wirkung und ästhetische Qualität
Die Brunierung ist ein entscheidender Qualitätsfaktor bei der Herstellung hochwertiger Vergoldungen. Brunierte Oberflächen besitzen einen charakteristisch warmen, tiefen Glanz, der nicht mit einer bloß aufgeklebten oder lackierten Oberfläche vergleichbar ist. Besonders stark ist die optische Wirkung bei indirekter Beleuchtung, wenn das Gold eine intensive Tiefe und Lebendigkeit entfaltet.
Historisch gesehen wurden brünierte Vergoldungen insbesondere in Kirchen und Palästen eingesetzt, um Skulpturen, Altarbilder, Möbel, Rahmen und Architekturdetails aufzuwerten und ihnen eine edle und kostbare Wirkung zu verleihen.
🏛️ Historische Bedeutung der Brunierung
Die Technik der Brunierung reicht weit in die Geschichte zurück. Bereits in der Antike, insbesondere in Ägypten, wurde Gold poliert, um seine Wirkung zu verstärken. Im Mittelalter und vor allem in der Renaissance und im Barock fand die Polimentvergoldung mit anschließender Brunierung ihre größte Verbreitung. Besonders im Bereich der sakralen Kunst (Kirchenausstattung, Altäre, Heiligenfiguren) sowie bei höfischen Möbeln, Kunstobjekten und Rahmen wurde die Technik exzessiv eingesetzt.
In der heutigen Restaurierung spielt die Brunierung weiterhin eine wichtige Rolle, da historische Objekte oft nur durch sorgfältige und originalgetreue Techniken ihren ursprünglichen Glanz zurückgewinnen.
🛠️ Herausforderungen in der Restaurierung
Die restauratorische Behandlung brünierter Vergoldungen erfordert besondere Sorgfalt und Fachwissen, da die Goldoberflächen äußerst empfindlich gegenüber mechanischer Belastung, Kratzern und Berührungen sind. Bei historisch wertvollen Objekten stellt sich die Herausforderung, verlorengegangene oder beschädigte Brunierungen behutsam und reversibel wiederherzustellen, ohne die originale Substanz zu gefährden. Restaurator:innen entscheiden sorgfältig, ob und wie stark eine Brunierung ergänzt oder erneuert werden kann. Teilergänzungen werden meist nur vorsichtig vorgenommen, um die Authentizität der originalen Oberfläche zu erhalten.
🚧 Typische Schadensbilder
Zu den häufigen Schadensbildern brünierter Oberflächen zählen:
- Abrieb und mechanischer Verschleiß durch Berührungen oder unsachgemäße Reinigung.
- Verlust der Haftung zwischen Blattgold und Polimentgrund, was zu Abblätterungen führen kann.
- Risse und Mikrorisse (Craquelé) infolge von klimatischen Schwankungen und Alterung des Untergrundes.
- Verschmutzung und oxidierende Überzüge, die den ursprünglichen Glanz trüben.
🧼 Reinigung und Pflege
Zur Pflege brünierter Vergoldungen sind ausschließlich weiche, trockene oder nur minimal feuchte Reinigungstechniken geeignet. Es werden keine aggressiven chemischen Substanzen verwendet, um die empfindliche Oberfläche nicht zu beschädigen. Ein direkter Kontakt mit Händen sollte ebenfalls vermieden werden, da Säuren und Fette der Haut langfristig Schäden verursachen können.
📖 Zusammenfassung
Die Brunierung ist eine anspruchsvolle Technik zur Oberflächenveredelung von Blattgold, die historische und zeitgenössische Kunstwerke gleichermaßen aufwertet. Ihre Durchführung erfordert Präzision, handwerkliches Geschick und ein tiefgehendes Verständnis der verwendeten Materialien. In der Restaurierung hat die Brunierung einen hohen Stellenwert, um historische Authentizität und ästhetische Qualität langfristig zu bewahren.
📚 Literaturempfehlungen
- Hans Kellner: „Vergolden – Das Arbeiten mit Blattgold“
- Kurt Sponsel: „Lexikon der Vergoldungskunst“
- Ursula Schädler-Saub: „Grundlagen der Restaurierung und KonservierungKonservierung Englisch: Conservation Französisch: Conservation Italienisch: Conservazione Latein: Conservatio Erhaltung des aktuellen Zustands eines Denkmals, um weiteren Verfall zu verhindern. Konservierung – Wikipedia“