Dorische, Ionische und Korinthische Ordnungen
Die dorische, ionische und korinthische Ordnung bilden die drei Hauptsäulenordnungen der klassischen Architektur. Diese Ordnungen wurden im antiken Griechenland entwickelt und später von den Römern übernommen. Jede Ordnung ist durch spezifische Elemente in Proportion, Gestaltung und Dekoration definiert.
1. Dorische Ordnung
Merkmale:
- Entstehung:
Ca. 7. Jahrhundert v. Chr., vor allem in Griechenland (z. B. Tempel in Olympia und Paestum). - Säulen:
- Keine Basis, die Säulen stehen direkt auf dem Stylobat (Tempelsockel).
- Der Schaft ist kanneliert (meist 16 bis 20 Kanneluren), mit scharfen Kanten.
- Die Säule ist gedrungen und wirkt massiv (Verhältnis von Höhe zu Durchmesser ca. 4:1 bis 6:1).
- Kapitel:
- Besteht aus zwei Teilen: dem Echinus (eine wulstartige, leicht ausladende Form) und dem Abakus (ein flacher, rechteckiger Stein).
- Gebälk:
- Architrav: Glatt, ohne Verzierung.
- Fries: Wechsel von Triglyphen (vertikal gerillte Platten) und Metopen (glatte oder reliefierte Platten).
- Kranzgesims (Cornice): Über dem Fries, schlicht mit einem leicht auskragenden Abschluss.
- Proportionen:
Die dorische Ordnung ist kompakt und kraftvoll, mit einer schweren, stabilen Wirkung.
Beispiele:
- Parthenon in Athen (447–432 v. Chr.).
- Tempel von Hera in Paestum (ca. 550 v. Chr.).
2. Ionische Ordnung
Merkmale:
- Entstehung:
Ca. 6. Jahrhundert v. Chr., vor allem in Ionien (heutige Westküste der Türkei). Später auch in Griechenland (z. B. Tempel der Artemis in Ephesos). - Säulen:
- Säule steht auf einer Basis, meist mit mehreren abwechselnden Ringen (Plinthe, Torus und Hohlkehlen).
- Der Schaft ist schlanker als in der dorischen Ordnung (Verhältnis von Höhe zu Durchmesser ca. 8:1 bis 9:1).
- Kanneluren (24 Stück) sind flacher und durch Stege getrennt.
- Kapitel:
- Zierlicher, mit den charakteristischen Voluten (spiralförmige Ornamente).
- Oft dekoriert mit Eiern- und Perlstabmustern (Eierstabfries).
- Gebälk:
- Architrav: In drei horizontale Bänder (Faszien) unterteilt.
- Fries: Kontinuierlich, oft mit Reliefs verziert.
- Kranzgesims (Cornice): Häufig mit einem Zahnschnitt als Ornament.
- Proportionen:
Die ionische Ordnung wirkt eleganter und weniger massiv als die dorische.
Beispiele:
- Erechtheion auf der Akropolis in Athen (421–406 v. Chr.).
- Tempel der Artemis in Ephesos (ca. 550 v. Chr., eines der sieben Weltwunder).
3. Korinthische Ordnung
Merkmale:
- Entstehung:
Ca. 5. Jahrhundert v. Chr. in Griechenland, verbreitet durch die Römer (z. B. Pantheon in Rom).
Die korinthische Ordnung wurde vor allem bei Innenräumen und repräsentativen Gebäuden verwendet. - Säulen:
- Stehen auf einer Basis, ähnlich der ionischen Ordnung.
- Der Schaft ist schlank, kanneliert (24 Stück), mit Stegen zwischen den Kanneluren.
- Proportionen sind ähnlich wie bei der ionischen Ordnung (ca. 8:1 bis 10:1).
- Kapitel:
- Sehr reich verziert, mit Akanthusblättern als Hauptmotiv.
- Zusätzlich kleine Voluten an den Ecken, die die Ornamentik erweitern.
- Die Basis ist oft aufwändig mit Ornamenten gestaltet.
- Gebälk:
- Architrav: Wie bei der ionischen Ordnung in drei horizontale Bänder gegliedert.
- Fries: Kontinuierlich, oft mit Reliefs.
- Kranzgesims (Cornice): Besonders dekoriert, oft mit Konsolen, Zahnschnitt und aufwändigen Ornamenten.
- Proportionen:
Die korinthische Ordnung ist die filigranste und dekorativste der drei Ordnungen.
Beispiele:
- Tempel des Zeus in Athen (ca. 170 v. Chr. – 132 n. Chr.).
- Pantheon in Rom (126 n. Chr.).
Vergleich der Ordnungen
Merkmal | Dorisch | Ionisch | Korinthisch |
---|---|---|---|
Entstehung | 7. Jh. v. Chr. | 6. Jh. v. Chr. | 5. Jh. v. Chr. |
Basis | Keine | Mit Plinthe, Torus und Kehlen | Aufwendig, oft reich dekoriert |
Säulenschaft | Kanneluren mit scharfen Kanten (16–20) | Kanneluren mit Stegen (24) | Kanneluren mit Stegen (24) |
Kapitel | Echinus und Abakus | Voluten und Eierstabfries | Akanthusblätter, kleine Voluten |
Architrav | Glatt | Drei horizontale Faszien | Drei horizontale Faszien |
Fries | Triglyphen und Metopen | Kontinuierlich | Kontinuierlich |
Kranzgesims | Schlicht | Mit Zahnschnitt | Mit Konsolen und Ornamenten |
Proportionen | Schwer und massiv | Elegant und schlank | Zierlich und reich verziert |
Erkennung in der DenkmalpflegeDenkmalpflege Englisch: Monument preservation Französisch: Conservation des monuments Italienisch: Conservazione dei monumenti Latein: Monumentorum cura Wissenschaftliche und praktische Maßnahmen zur Erhaltung und Pflege von Kulturdenkmalen. Denkmalpflege – Wikipedia
- Dorisch: Massiv, keine Basis, archaische Strenge.
- Ionisch: Schlank, Volutenkapitell, Reliefverzierungen im Fries.
- Korinthisch: Dekorativ, Akanthuskapitell, luxuriöse Gestaltung.